Mit der Entdeckung des Penicillins schienen mit einem Schlag viele bewährte Hausmittel überflüssig. Wer an einer Erkältung oder anderen Entzündungen litt, wurde großzügig mit dem neuen Wundermittel versorgt. Immer weniger Menschen vertrauten noch auf traditionelle Heilmethoden.
Heute, 90 Jahre später, wissen wir, dass mit Antibiotika und anderen Medikamenten viel zu leichtfertig umgegangen wird. Von unangenehmen Nebenwirkungen und multiresistenten Keimen alarmiert, suchen wir sanfte Alternativen.
Hineinhorchen und Zuhören
Vielleicht erinnern wir uns noch an Großmutters Kanne Tee, deren Inhalt nicht immer delikat, aber wirkungsvoll war. Hier stellt sich die Frage, woher Großmutter wusste, mit welchen Pflanzen sie den Tee zubereiten musste. Wichtig war dabei sicherlich, dass die Großmama dem erkrankten Patienten aufmerksam zuhörte. Bei vielen Beschwerden und leichteren Erkrankungen sind wir gut beraten, ähnlich achtsam in uns hineinzuhorchen und zuzuhören. So erhalten wir die notwendigen Informationen, die uns zu den passenden Heilpflanzen führen. Haben wir diese richtig erkannt, können wir oft schon viel bewirken. Es ist von Vorteil, wenn wir eine kleine pflanzliche Hausapotheke einrichten, damit wir die Arznei im Notfall schnell zur Hand haben.
Was gehört in eine pflanzliche Hausapotheke?
Kleine Unfälle und Erkältungen gibt es wahrscheinlich in jedem Haushalt. Magen-Darm-Verstimmungen, Blasenentzündungen und Rückenschmerzen sind den meisten ebenfalls bekannt. Aber jeder Mensch hat seine persönlichen Anlagen. Daraus ergibt sich die Auswahl der Pflanzen für Ihre Pflanzenapotheke. Aus diesen Heilkräutern können wir verschiedene Arzneien herstellen. Das kann zum Beispiel ein Tee, eine Tinktur oder eine Salbe sein. Homöopathische Zubereitungen und ätherische Öle sowie Hydrolate beziehen Sie über die Apotheke.
Was ist, wenn ich reise?
Auf Reisen greifen wir aus Platzgründen oftmals auf die homöopathische Hausapotheke zurück. Nehmen wir andere Arzneien mit, müssen wir überdies für eine entsprechende Lagerung sorgen und die Temperatur berücksichtigen. Arnica-Globuli und Blutwurzpulver dürfen bei unseren Reisen jedoch nicht fehlen.
Diese Kräuter spielen in unserer Hausapotheke eine große Rolle:
Echte Arnika – das Wundheilmittel
Beinwell – der raue Knochenheiler (Beinwellsalbe)
Blutwurz – klein, aber heilkräftig
Echte Goldrute – auch ein Wundkraut
Echtes Johanniskraut – Sonnenpflanze
Echte Kamille – duftende Heilsbringerin
Lavendel – das blaue Pflanzenwunder
Echtes Mädesüß – Schmerzmittel von der Wiese
Wie Sie zu den Kräutern kommen
Eine Möglichkeit ist, die Kräuter selbst zu sammeln. Wer selbst sammelt, muss Heilkräuter sicher erkennen können und umsichtig in der Natur vorgehen. Geschützte Pflanzen und Naturschutzgebiete sind tabu. Meiden Sie bei der Ernte die Nähe gespritzter und frisch gedüngter Felder. Geeignet sind vom Straßenverkehr abgelegene Flächen, häufig auch Waldränder oder der eigene Garten. Ernten Sie nur Pflanzen, die Sie sicher kennen, und nur so viel, wie Sie wirklich brauchen. Um die Pflanzenart vor Ort zu erhalten, pflücken oder schneiden wir nur ein Fünftel des Bestandes.
Eine einfache und sichere Lösung ist der Einkauf beim Kräuterfachhandel oder in einer gut sortierten Kräuterapotheke entweder vor Ort oder im Internet. Am Ende dieses Artikels finden Sie einige empfehlenswerte Onlinehändler.
Wohin mit den Kräuterschätzen?
Feuchte Kräuter werden zum Trocknen in kleinen Bündeln an einem luftigen, schattigen Ort kopfüber aufgehängt. Vom Stängel getrennte Blätter oder Blüten breiten Sie einlagig auf Butterbrotpapier oder Backpapier aus. Wenn die Kräuter gut getrocknet sind, verpacken wir sie entweder grob zerkleinert in stabilen Papiertüten, Kartons oder in lichtgeschützten Gläsern. Ein Etikett mit Inhalt und Datum erleichtert die Vorratshaltung. Trocken gelagert, beispielsweise im Vorratsschrank, halten Blüten und Kräuter mindestens ein Jahr. Wichtig ist, dass wir die beschrifteten Gefäße regelmäßig auf ihren Zustand und ihre Haltbarkeit hin überprüfen.
Tees, Salben und Tinkturen richtig anwenden
Salbenbenutzung: Die Anwendung von Salben erfolgt äußerlich. Sie werden entweder dünn aufgetragen, einmassiert oder mit einem dicken Salbenverband angelegt.
Teezubereitung: Je nach Pflanzengut unterscheiden wir zwischen einem Aufguss mit kochend heißem Wasser, einer Abkochung und einem Kaltauszug. In unserer Kräuterapotheke verwenden wir in der Regel eine Teezubereitung mit kochend heißem Wasser. Der Tee sollte für etwa 10 Minuten ziehen und während dieser Zeit unbedingt zugedeckt sein. Für eine Tasse nehmen wir etwa 1 TL Kraut. Allgemeine Dosierung ist je nach Wirkstoff bei Erwachsenen dreimal täglich eine Tasse. Bei Kindern unter zwölf Jahren sollte die Dosierung deutlich niedriger sein und zudem individuell von einem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker berechnet werden. Wir sprechen hier von Dosierungen im Milliliter-Bereich. Ab zwölf Jahren wäre bei Tee in etwa die Hälfte der Erwachsenendosierung vorgesehen.
Tinktureneinsatz: Tinkturen sind vielseitig verwendbar. Sie lassen sich je nach Arznei und Beschwerdebild tropfenweise in Wasser oder Tee verdünnt einnehmen. Aber auch die äußerliche Anwendung mit Umschlägen, im Verhältnis 1:4 mit Wasser verdünnt, ist möglich. Des Weiteren können Sie Tinkturen gut in Salben und Cremes einarbeiten.
Weitere Informationen und Quellen:
• Alle Zutaten sind im Kräuterfachhandel, in Apotheken, im
Bioladen oder über den Internetfachhandel erhältlich.
• Kräuter und Tees: www.snatureck.de, www.kraeutercraemer.de,
www.herbathek.com, www.phytofit.de
• Öle und Hydrolate: www.dragonspice.de, www.naturdrogerie.
de, www.spinnrad.de, www.bergila.de