Kartoffeln im Herbst

Knollen mit Erde (Bild: Pixabay)

Die kleine Knolle war und ist ein großer Segen. Sie begleitet uns schon lange als Kultur- und Heilpflanze 

Der Sommer ist vorüber, der Herbst übernimmt die Regie. Natürlich wissen wir das, und doch dauert es manchmal noch etwas, bis diese Einsicht so ganz klar wird. Heut ist so ein Tag, vielleicht weil es richtig fröstelig ist und ein kräftiger Wind bunte Blätter durch die Luft treibt. Ein perfekter Tag also, um der Kartoffel die Ehre zu erweisen. Bis in den Oktober hinein werden die eher späten Knollen noch geerntet. Die Erdäpfel schmecken gut, wärmen uns herrlich von innen her und sind ein ganz besonderes Geschenk der Natur. 

Die Kartoffel (Solanum tuberosum L.), die auch als Erdapfel, Ärdnuss, Grundbirne, Knulle, Karunke, Polanze oder Tüffel bekannt ist, gehört wie die Tomate und die Paprika zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Ihr Name setzt sich aus dem Lateinischen „sol“ (Sonen) und „anum“ (Jahr) sowie „tuber“ (Knolle, Trüffel) zusammen. Manche sehen auch einen Zusammenhang mit dem lateinischen „solari“ (lindern, stärken).

Wie man sich oft zunächst gegen Gutes sträubt, hat es auch bei dieser kleinen Knolle, dem „Gold der Inkas“ lange Zeit gebraucht, bis sie angenommen wurde und ihre wohltätige Wirkung entfalten konnte. 

Entgegen der landläufigen Meinung lassen sich Pellkartoffeln oder mit der Schale gebackene Kartoffeln ohne besorgten Blick auf die Waage genießen (100 g haben etwa 70 Kalorien) und führen auch nicht zu hohen Blutzuckerwerten oder zu hohen Insulinausschüttungen. Dies ergibt sich oft infolge der weiteren Zutaten der Kartoffelgerichte oder der Art ihrer Verarbeitung.

Zur Botanik

Botanisch gesehen ist die Kartoffel eine Knolle, die als Speicher dient und aus der Laubtriebe sprossen. Unterirdisch entwickelt sich an den Trieben ein weitverzweigtes Wurzelwerk, über das die neuen Knollen verbunden sind. Der oberirdische Stängel ist krautig. Die Blattform ist spitz-oval, die Blüten sind weiß, rotviolett, rosa bis blau. Die Knollen unterscheiden sich stark in puncto Größe, Geschmack  Form und Farbe. Sie sind mehrjährig. Alle grünen Pflanzenteile gilt es zu meiden, da diese Solanin enthalten, das Vergiftungen hervorrufen kann.

Geschichte

Es dauerte lange, bis man herausfand, wie Kartoffeln zu essen sind

Die Kartoffel zählt in Europa zu den wichtigsten Nutzpflanzen. Sie stammt aus den Anden Südamerikas, wo sie schon vor Tausenden von Jahren kultiviert wurde. Im 16. Jhd. eroberten die Spanier das Inkareich, raubten Gold- und Silberschätze und zerstörten diese Hochkultur. Sie brachten um 1570 auch die Kartoffel zurück nach Spanien. Von dort aus verbreitete sie sich weiter. 

Erst im 18. Jhd. erkannte Friedrich der Große ihren Nutzwert und trieb ihre Verbreitung und ihren Anbau voran. Die Kartoffel war leicht anzubauen und versprach eine Möglichkeit, die immer wieder auftretenden Hungersnöte abzuwenden. Doch gab es viel Widerstand gegen die exotische Knolle, weil man nicht wusste, wie man sie essen sollte. Doch gegen Ende des 18. Jhds. setzte sich die Kartoffel immer mehr durch und war häufig die einzige Nahrungsquelle der Bauern. Missernten zogen verheerende Folgen nach sich wie etwa in Irland Mitte des 19 Jhds., wo bis zu einer Million Menschen verhungerten und etwa ebenso viele versuchten, dem Elend zu entfliehen, indem sie nach Amerika auswanderten. In späterer Zeit verlor die Kartoffel an Bedeutung. Heute erlebt sie jedoch eine Renaissance.

Inhaltsstoffe

Die Kartoffel enthält wertvolle Inhaltsstoffe wie die Vitamine A, B1, B2, B6, C, E und K, einen hohen Stärkegehalt und Ballaststoffe. Auch versorgt sie uns mit Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium, Eisen, Phosphor und Kalzium sowie Spurenelementen wie Jod, Kupfer, Mangan, Zink, Fluor und Nickel. Die kleine Knolle besteht zu etwa 15 Prozent aus Stärke und zu etwa 80 Prozent aus Wasser, wodurch sie Wärme gut speichern kann.

Farbige Kartoffeln sind besonders gesund

Besonders gesund sind vor allem die blauen und violetten Erdäpfel, was sie ihrem hohen Anteil an Antioxidantien verdanken, die entzündungshemmend wirken und Zellen vor Schäden bewahren. Auch bei hohem Blutdruck bieten sie Unterstützung: Dazu die gekochte Knolle mit Schale, aber ohne Butter oder andere Fette verzehren. 

TIPP: Die Kartoffeln erst am folgenden Tag essen, dann wandelt sich ein Teil der enthaltenen Stärke in sogenannte resistente Stärke, mit der Folge, dass sie bei der Verdauung nicht mehr zu Zucker verstoffwechselt werden kann.

Schale und rohe Erdfrüchte sind in üblichen Mengen verzehrt nicht giftig. In der Schale sowie direkt darunter stecken zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Roh ist die Kartoffel etwas schwerer verdaulich, sie lässt sich aber als Rohkost oder gedörrt genießen.

Nur das in der Kartoffel enthaltene Solanin birgt eine Gefahr, da es dosisabhängig giftig ist. Die Solaninmengen in modernen Kartoffelsorten sind jedoch recht niedrig (5-7 mg/100 g). Grüne Verfärbungen stellen auch eine Gefahr dar. Zwar handelt es sich dabei um Chlorophyll, doch entsteht unter Einfluss von Sonnenlicht eben auch Solanin. Deshalb sollten Sie grüne Kartoffeln oder bereits ausgetriebene Kartoffeln nicht verwenden. In den Trieben sammelt sich reichlich Solanin an. Und leider bewahrt das Wegschneiden grüner Stellen nicht davor, Solanin aufzunehmen, da es sich unter Einwirkung von Licht auch an Stellen innerhalb der Knolle bilden kann, die nicht grün sind. Weil Solanin zum Teil auch den Kochvorgang übersteht, bietet dies gleichfalls keine Lösung.

Rezept: Kartoffel-Frischpresssaftkur

Kartoffeln schälen, in Stücke schneiden und in den Entsafter geben. Trinken Sie vor und nach den Mahlzeiten ein Glas Frischsaft. Empfohlen bei Sodbrennen und saurem Aufstoßen nach dem Essen. Der basisch wirkende Frischpresssaft aus Kartoffeln kann ein Zuviel an Magensäure binden. Auch bei Gastritis und zur Unterstützung der Ausheilung bei Magengeschwüren kann roher Kartoffelsaft helfen. Trinken Sie dafür drei Wochen lang zweimal am Tag ein halbes Glas jeweils vor den Mahlzeiten.

TIPP: Es hilft auch, eine kleine, rohe Kartoffel zu schälen, sie in Scheiben zu schneiden und diese dann morgens nüchtern so lange wie möglich zu kauen. So wird viel alkalischer Speichel gebildet, der im sauren Magenmilieu für Ausgleich sorgt.Mehr Wissenswertes über die Kartoffel und weitere gesunde Rezepte finden Sie in der NaturApotheke 01/2021

geschrieben von
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