Weihrauch: Gebet und Heilmittel

Weihrauchbaum für heilsames Harz
Sudanese frankincense tree (Boswellia papyrifera) in the Ethiopian mountains. (Bild: Getty Images)

In der Antike galt Weihrauch als Rauch gewordenes Gebet. Nicht umsonst brachten die Könige sie nach Bethlehem. Heute überraschen die knorrigen Pflanzen die Wissenschaft mit außerordentlicher Heilkraft.

Weihrauchbäume sind spärlich belaubte, knorrige Bäume und Sträucher, die auch unter extremen klimatischen Bedingungen wachsen. Sie bevorzugen trockene, kalksteinhaltige, felsige Böden und haben lange flache Wurzeln, um das wenige Regenwasser, das in solchen Gegenden fällt, aufnehmen zu können. Unter guten Bedingungen können sie bis zu acht Meter groß werden. Die Bäume wachsen meist einzeln, wild, in wüstenartigen und einsamen Gegenden. Bis heute ist es fast unmöglich, Weihrauchbäume zu züchten.

Der stark verzweigte Baum hat eine papierähnliche Rinde, gefiederte Blätter und kleine, sternförmige, blassgelbe Blüten. Je nach Herkunft unterscheidet man indischen Weih- rauch (Boswellia serrata), Weihrauch aus Somalia, Oman und Jemen (Boswellia sacra oder carterii) oder aus Ostafrika und Äthiopien (Boswellia papyrifera). Für medizinische Anwendungen wird meist der indische Weihrauch genutzt und auch die Weisen hatten wohl Boswellia serrata im Gepäck.

Einzigartige Heilkraft dank Boswelliasäuren

Seine Heilkraft verdankt der Weihrauch den enthaltenen Schleimstoffen, ätherischen Ölen sowie Harz- und Boswelliasäuren, die nur in Weihrauch, wenn auch je nach Art in unterschiedlicher Konzentration und Zusammensetzung vorhanden sind. Auch wenn Weihrauch seit Jahrhunderten für seine entzündungshemmende Wirkung bekannt war – die Beduinen in Südarabien beispielsweise kauten Weihrauchharz für gesunde Zähne und Zahnfleisch oder während einer Schwangerschaft – begann man die genaue Wirkung erst in jüngerer Zeit wissenschaftlich zu erforschen.

Stärke für das Immunsystem

Offenbar stärken die Boswelliasäuren Immunfunktionen und senken die Entzündungsmarker, indem sie die Produktion des Entzündungen hervorrufenden Zytokin stören, die Wechselwirkungen zwischen weißen Blutkörperchen und T-Zellen regulieren und die Produktion von Antikörpern wie dem Immunglobulin G steuern. Erforscht ist die unterstützende Wirksamkeit des Weihrauches bislang bei rheumatischer Arthrose, bei entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, bei Asthma, Fibroadenomen (gutartigen Bindegewebsknoten in der Brust), bei Diabetes und chronischen Nierenerkrankungen. Wie Kurkuma kann Weihrauch als Kapsel geschluckt nur schlecht vom Körper aufgenommen werden. In der Folge sind hohe Dosierungen notwendig. Besseren Erfolg versprechen neue Mizellenpräparate.

Weihrauch heilsames Harz
Weihrauch heilsames Harz

Der Baum blutet für den Duft

Gewonnen wird das Duftharz Weihrauch, das Olibanum, indem man die Baumrinde einritzt. Ein Baum kann mehrmals im Jahr eingeritzt werden, schonender ist es jedoch, die Rinde abzuschälen. Die Ausbeute einer ersten Ernte besteht meist nur aus kleinen dunklen Harzperlen, die hochwertigen großen und hellen Tropfen gibt der Baum erst bei nachfolgenden Ernten ab. Ein Baum kann bis zu 20 Kilo Harz liefern, benötigt aber spätestens nach drei Jahren einige Jahre Pause. Das Harz muss zwei bis drei Wochen trocknen, bevor man es als Räucherware verbrennen kann. Je nach Sorte und Herkunft unterscheidet sich Weihrauch nicht nur in der Farbe – zwischen hellgelb über orange bis dunkelbraun – sondern auch im Duft. Wegen der roten Farbe galt das Harz lange als Blut des Weihrauchbaumes.

Rezept: Lindernde Weihrauchsalbe

Zutaten: 80 ml Weihrauchöl, 100 g Sheabutter, 25 g Bienenwachs Zubereitung und Anwendung
Alle Zutaten in einen kleinen Topf geben und im Wasserbad unter ständigem Rühren zum Schmelzen bringen. Das Gemisch darf nicht zu heiß werden, wenn erforderlich, mit einem Thermometer auf 62 Grad halten. Anschließend erkalten lassen und in ein dunkles sauberes Glas füllen. Bei Muskel- und Gelenkschmerzen kann das Einreiben mit der Weihrauchsalbe entspannen und den Schmerz lindern. Auch bei Hautirritationen kann die Salbe helfen.

Ein weiteres Rezept für eine Weihrauchsalbe finden Sie hier

Der Weg des Weihrauchs

Dass Weihrauch und Myrrhe überhaupt ihren Weg nach Europa fanden, war einem weiteren Besucher der weihnachtlichen Krippe zu verdanken: dem Kamel. Nur diese genügsamen Tiere waren in der Lage, das kostbare Duft- harz über die vielfach verzweigte Weihrauchstraße zu transportieren. Bis heute lassen sich die Wege der Weihrauchstraße – neben der Seidenstraße der wichtigste Handelsweg der Antike – auf der arabischen Halbinsel erken- nen. Der omanische Weihrauch-Hafen Al Baleed mauserte sich so vom Fischerdorf zum wichtigsten Umschlagplatz für Seide, Gewürze, Räucherwerk, aber auch Pferde, die im Tausch gegen Weihrauch nach Indien exportiert wurden. Über das Mittelmeer gelangte die kostbare Ware nach Venedig und bis nach Nord- und Mitteleuropa.

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