Griechischer Bergtee gilt als wahres Allheilmittel: Er soll bei Erkältung helfen, gegen Magengrimmen und Bauchschmerzen aber auch gegen Schlaflosigkeit. Wir sind de, Bergtee nachgereist, bis in seine Heimat Kreta.
Griechischer Bergtee, auch griechisches Eisenkraut, genannt Sideritis nach dem Griechischen sideros (= Eisen), hat es mir ganz besonders an getan. Seit geraumer Zeit trinke ich ihn, pur und in Kombination mit Zitronenverbene oder Salbei. Er schmeckt mild und leicht zitronig. Wenn ich wieder einmal vergessen habe, ihn abzugießen, wird er nicht bitter. Selbst am nächsten Tag in der Thermoskanne schmeckt er noch fein. Er ist ein guter Durstlöscher, heiß wie kalt köstlich und tatsächlich ist er sehr gesund.
Der heilsame Bergtee wird in allen Balkanländern getrunken
Es gibt viele Geschichten über seine Herkunft in den Höhenlagen der Balkanländer, über seinen Anbau und seine Verwendung. Ich wollte mehr über dieses Wunderkraut erfahren, nicht nur aus dem Internet, sondern in seiner Heimat, ich wollte ihn wachsen sehen, seine Ernte begleiten und Menschen treffen, die mit ihm zu tun haben. Dank eines kalten Frühsommers in Europa habe ich mich für die Sonneninsel Kreta entschieden, wo nicht nur eine besondere Sorte meines Lieblingstees wächst, sondern die ganze Insel ein Paradies für Pflanzen aller Art ist.
Auf der Insel führt mich die Spur des Bergtees an die „Lefka Ori“. Die weißen Berge im Westen Kretas sind nicht nur berühmt für eine der schönsten und längsten Schluchten Europas, sondern auch für das Vorkommen von „Malotira“, wie die nur hier wachsende Variante des Bergtees genannt wird. Nach diversen Streifzügen über die weite Hochebene von Omalos und einer saftigen Bergtour kehre ich enttäuscht zurück, ohne auch nur eine Teepflanze gefunden zu haben. „Die Ziegen haben dieses Jahr alles weggefressen, was die Sammler übriggelassen haben“, erklärt mir ein Einheimischer. Außerdem sei es sowieso verboten, „Malotira“ zu sammeln wie auch Oregano, Thymian und Salbei. Denn die Kräuterräuberei der vergangenen Jahre habe zu einem drastischen Rückgang der Vorkommen geführt.
Liebevoll kultivierter Bergtee in den kretischen Bergen
Auf der Rückfahrt springt mir plötzlich ein feiner Geruch in die Nase und gleichzeitig entdecke ich ein eingezäuntes Feld mit ordentlichen Reihen angepflanzten Bergtees – welch Glück! Bereits am nächsten Morgen treffe ich mich mit Rodo und Nikos, die hier für ihr Unternehmen Tofillo den Bergtee kultivieren. Rodo, gelernte Ökonomin und hier aufgewachsen, nennt die Pflanzen liebevoll ihre Kinder. Es ist ihr und ihrem Mann Nikos ein Anliegen, die reiche und einzigartige Biodiversität auf Kreta mit der gezielten Pflanzung von Kräutern auf Feldern zu schützen und das Wissen ihrer Vorfahren weiterzutragen: „Wir hatten hier früher ja keine Medizin, wir hatten unsere Kräuter. Malotira hat jedes tradi tionelle Haus im Garten. Wann immer man sich krank fühlt, macht man sich einen Kräutertee. Oder trinkt ihn einfach nur wegen des guten Geschmacks.“
Einen Sommer lang haben die beiden wieder und wieder Samen von wilden Teepflanzen abgesammelt, ohne die Mutterpflanzen zu zerstören. Bis auf 2000 Meter Höhe sind sie dabei in das nahe Gebirge vorgedrungen, denn der Bergtee fühlt sich erst ab einer Höhe von etwa 800 Metern wohl. Mittlerweile haben sie 10 000 Pflanzen auf ihrem Land großgezogen. Die Bedingungen für gutes Wachstum sind ideal, ein paar Kilometer vom Fuß der Berge entfernt auf 1200 Metern Höhe im natürlichen Mikroklima der Hochebene. Gegossen werden die Pflanzen nur beim Einsetzen, danach bleiben sie sich selbst überlassen wie in der Wildnis. Das macht sie stark und reich an Inhaltsstoffen und Geschmack. Rodo pflückt vorsichtig ein paar Blütenstände ab, schnuppert daran, streicht zärtlich über die Stängel mit den gelben Blüten und übergibt sie mir: „Es ist der Duft nach Honig, Sonne und Berg, der sofort auffällt und den Tee so besonders macht“.
Das wirkliche Kreta entdecken
Rodo liebt ihre Heimat. Das wirkliche Kreta, sagt sie, trifft man in den Bergen. Die Luft und den Boden, die Tiere, die Pflanzen und das besondere Essen. Neben Tee haben sich die beiden mit ihrer Bio-Plantage auf Kräuter spezialisiert. Schilder benennen die unter schiedlichen Pflanzen, und wir begutachten gemeinsam die fein duftenden, Kretaeigenen Salbeisorten, die Verbene und die Cistrose, die seit Corona besonders gefragt ist, da ihr eine Heilwirkung gegen das Virus nachgesagt wird. Ausgestattet mit meinem Büschel Malotira-Bergtee verabschiede ich mich von Rodo, Nikos und ihren duftenden Kindern.
Info: Griechischer Bergtee Sideritis
Auch Hirtenkraut, griechisches Eisenkraut oder Balkan-Gliedkraut. Die Pflanze wird bis zu 50 cm hoch, zur Teezubereitung werden Stängel und Blüten verwendet. Sie wird in verschiedenen Ländern des Balkans als Heilpflanze eingesetzt, vor allem bei Magen- Darm-Beschwerden und Atemwegserkrankungen, sie wirkt antimikrobakteriell und antientzündlich. Forschungen belegen, dass der Tee der Unterart Sideritis scardica, die eher im Norden Griechenlands wächst, antidepressiv wirkt und die kognitiven Funktionen bei Demezerkrankungen, Depressionen und ADHS verbessern kann.
Hinweis: Zum Schutz der Pflanzen sollten ausschließlich kultivierte Teesorten gekauft werden.