Das Gänseblümchen – Kinderfreund und Heilpflanze

Kaum einer Blume können wir uns durch das Jahr hindurch so sicher sein wie des Gänseblümchens. Wir säen es nicht, wir pflegen es nicht. Wir mähen es regelmäßig ab, wir laufen darauf herum und doch wächst und blüht es unverdrossen vom ersten Frühlingstag an bis in den späten Herbst hinein.

Vielleicht wird das Gänseblümchen deshalb von den Kindern so geliebt, weil es so treu und so nahbar ist. Kaum ein anderes Blümchen im Garten wird so hemmungslos gepflückt und zerpflückt. „Er liebt mich, er liebt mich nicht… “ – unermüdlich wird es zu Blumenkränzchen verarbeitet, seine Blüten schmücken Sandkastenkuchen und veredeln die Grassuppe für Puppe und Bär.

Das Gänseblümchen in der Volkskunde

Bellis perennis, die „Schöne durch das Jahr“ gehört zur Familie der Korbblütlerinnen. Ihre vielen Namen verraten uns, was die Menschen seit eh und je mit dem Gänseblümchen verbinden. „Wetterblume“ wurde es genannt, da es seine Blütenköpfchen als verlässliches Tagesbarometer an Regentagen geschlossen hält. „Monatsblume“ gibt uns einen Hinweis auf seine lange Blühdauer oder aber auf seine positive Wirkung auf Gebärmutter und Menstruation. Und als „Marienblümchen“ verkörpert es Reinheit, Unschuld und Tugend auf christlichen Darstellungen. Unseren Vorfahren symbolisierte es die Kraft des Frühlings und sie bescheinigten ihm stärkende und heilende Kräfte gegen die Krankheiten des Winters: Die ersten drei Blümchen des Jahres sollte man zum Schutz gegen Fieber und Erkältungskrankheiten essen, eine Wurzel der Pflanze als Schutz und Glücksbringer an einer Schnur um den Hals tragen. Kindern, die zu Krämpfen neigten, legte man ein Kränzlein mit Gänseblümchen unter das Kopfkissen.

Das Gänseblümchen hilft gegen Knutschflecke

Saponine, Gerbstoffe und Bitterstoffe verhelfen dem Gänseblümchen zu einer vielseitigen Anwendung in der Heilkunde. Sie wirken schleimlösend, verflüssigend und entkrampfend, regen Lymphfluss und den Stoffwechsel an und helfen bei Leberbeschwerden, bei Entzündungen von Schleimhäuten, bei Bauchweh und Husten. Wegen seines wundheilenden und hautreinigenden Saftes wird das Gänseblümchen gern die „kleine Schwester der Arnika“ genannt. Besonders gut hilft es bei Blutergüssen und war Retterin in der Not bei einem ungewöhnlichen Notfall: Ein Schauspieler bat um einen dringenden Termin in der Praxis: Verschämt zeigte er dem Arzt unter einem Schal versteckt unübersehbare Knutschflecke. Eine Behandlung mit Bellis perennis in homöopathischer Gabe war schnell erfolgreich, der Dreh konnte ohne Peinlichkeit stattfinden.

Trost und Aufrichtung

Die regenerativen Fähigkeiten und seine Qualität als „Stehaufmännchen“ helfen in Zeiten der Niedergeschla- genheit und können uns das Gefühl innerer Heimat wiedergeben. Hebammen verwenden Bellis perennis gern nach schweren und komplizierten Geburten oder sogar nach Fehlgeburten. Aber auch ohne solch einschneidende Erlebnisse heitert uns das Gänseblümchen sowohl bei Kraftlosigkeit als auch bei Verzagtheit auf und gibt uns neuen Mut.

Gesund im Salat

Gänseblümchen haben siebenmal so viel Vitamin C wie grüner Salat, dazu Eisen und Magnesium, und sie stei- gern den Appetit. In vielen Familien gehören sie mit acht weiteren Wiesenpflanzen wie Brennnessel und Sauerampfer in die entschlackende Gründonnerstagssuppe. In Salaten und im Kräuterquark entfalten sie ihren nussigen Geschmack, wenn man statt der offenen Blüten nur die Knospen verwendet. Diese schmecken auch hervorragend wie Kapern eingelegt in Essig und Öl. Die Blätter dagegen erinnern mit ihrem säuerlichen Ge- schmack an Sauerampfer.

Der besondere Tipp: Ein schönes Morgenritual kann ein Gänseblümchen-Smoothie sein. Ein kleiner Spaziergang in der Morgensonne, eine Handvoll Blüten gepflückt, mit Zutaten der Wahl püriert, und wir starten gut versorgt in den Tag!

Heilerin für die Haut

Auch bei der Behandlung von Hautproblemen ist das Gänseblümchen mit seiner wundheilenden und entzündungshemmenden Wirkung eine tolle Helferin. Akne, fettige Haut und sogar Neurodermitis können mit einer Salbe aus Gänseblümchen oder einer entsprechenden Tinktur behandelt werden. Gänseblümchenöl lässt sich ganz leicht herstellen und eignet sich gut gegen blaue Flecken und Dehnungsstreifen.

Rezepte für Gänseblümchenöl, Gänseblümchenessenz oder Gänseblümchenkapern finden Sie in Ausgabe 4/21 der NaturApotheke

Unser Glück, dass das Gänseblümchen als anspruchslose Pflanze überall auf Wiesen, an Weges- und Waldrändern zu finden ist und so ausdauernd blüht. Und wir uns bedienen dürfen durch das ganze Jahr. Chapeau, Madame!

Schlagwörter
geschrieben von
Mehr von Bettina Buschbeck

Willkommen bei den Alpakas

Warum bloß wollen plötzlich alle mit Alpakas wandern? Bei den Osser-Alpakas von...
weiterlesen