Schlehen – Schutzbringer und Immunstärker

Schlehenfrüchte unterstützen uns dabei, kraftvoll und konzentriert im Augenblick zu leben. (Bild: Pixabay)

Nach den ersten Nachtfrösten sind die Schlehen reif und nicht mehr so bitter. Sie unterstützen unser Immunsystem und bereiten uns bestens auf den nahenden Winter vor

Die Schlehe (Prunus spinosa) ist eine direkte Verwandte von Kirsche und Pflaume. Wie diese ist sie ein Steinobst und gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Bekannt ist sie etwa auch als Schlehdorn, Schwarzdorn, Dornstrauch, Schlingenstrauch, Heckendorn, Bockbeerli, Dornschal, Sauerpflaume. Schlehe geht auf das althochdeutsche „sleha“ zurück, das altslavische „sliva“ (Zwetschge) und das indogermanische „sli“ (bläulich) und bezeichnet somit einen Vorläufer unserer heutigen Zwetschge. 

Die verästelten, undurchdringlichen Sträucher werden bis zu drei Meter hoch und bis zu 40 Jahre alt. Während ihrer frühen Blütezeit von März bis April sind sie in weiße Blütenwolken gehüllt, bevor die Blätter austreiben. Schlehen duften zart nach Bittermandel. Reif sind ihre blau-scharzen, sauren Früchte im Herbst, wobei sich ihr herber Geschmack nach den ersten Nachtfrösten verliert. Dann ist es Zeit, sie zu ernten und zu trocknen oder ihre wertvollen Inhaltsstoffe anderweitig zu verarbeiten. Die unreifen Früchte lassen sich wie Oliven einlegen. Roh sollte man sie wegen ihres hohen Gerbstoffanteils nicht essen, da dies zu Übelkeit und Erbrechen führen kann. Bis zur Genussreife brauchen die Schlehen Zeit, damit die Gerbstoffe aufgebrochen werden können. Eine Empfehlung lautet etwa, jeweils die Schlehen vom Vorjahr zu verwenden.

Die Schlehe wächst überall in Europa, in Vorderasien, im Kaukasus, in Nordafrika, in Nordamerika und Neuseeland. Dabei bevorzugt sie sonnige Feld- und Waldränder, Hecken und Felshänge. An den Zweigenden sitzen Dornen, die Blätter sind oval und klein. Der Schlehenstrauch bietet vielen Tieren ein Zuhause und Nahrung. Darum sollte man beim Sammeln vorsichtig sein. Wer Vögel und Insekten in der Stadt unterstützen möchte, kann den Schlehdorn ebenfalls in einem großen Topf anpflanzen. Die robuste Pflanze wächst auch dort, nur eben kleiner.

Die Schlehe in Geschichte, Mythologie und Brauchtum

Schon in der Steinzeit waren Schlehenfrüchte in Mitteleuropa bekannt, wie etwa Kernabdrücke an alten Tongefäßen zeigen. Dioskurides, Galen und Plinius kannten die Schlehe als Kräftigungsmittel. Im Mittelalter fand die Schlehe Einsatz gegen Gicht und Fieber und aus der Rinde der Sträucher wurde die sogenannte Dornentinte gewonnen. Schlehenblätter dienten überdies als Tabakersatz. 

Schlehen gelten von alters her als Schutzbringer.

Die Schlehe ist ein Symbol für die hellen und die dunklen Seiten des Lebens, sie vereint Glück und Unglück. Ihr wurde die Kraft zugeschrieben, Wünsche zu erfüllen. Wie ein Märchenbaum leuchtet sie mit ihren weißen Blüten im Frühling als ein Zeichen der Erneuerung und des wiederkehrenden Lebens. Gleichermaßen kündet uns die dunkle Farbe ihrer herben Frucht vom nahenden Winter und öffnet den Weg in die Unterwelt.

Weil sie wild und stachelig ist, wurde der Schlehe starke Schutzwirkung zugeschrieben. Um Höfe und Weiden vor bösen Geistern zu schützen, umpflanzte man sie oft mit Schlehensträuchern. Sie sollten Mensch und Tier vor Blitzschlag, Feuer und Krankheiten bewahren und Wünsche erfüllen. 

Inhaltsstoffe der blauen Steinfrüchte

Schlehen bieten uns Vitamin C, B-Vitamine, Vitamin E, Flavonoide, Fruchtsäuren und Mineralstoffe. Getrocknete Schlehen können einen unruhigen Magen-Darm-Trakt beruhigen. Die Blätter enthalten zusätzlich Gerb- und Bitterstoffe und wirken antiseptisch und entzündungshemmend.

Unter anderem steckt auch Amygdalin, ein Blausäureglykosid, in den Schlehenkernen, die daher nicht verzehrt werden dürfen. Am besten die Schlehen als ganze Frucht kochen und die Kerne danach entfernen, indem Sie die Früchte ganz vorsichtig mit einem Stabmixer passieren. Beim Abseihen bleiben die Kerne im Sieb. Das durchpassierte Schlehenmus können Sie dann weiterverarbeiten.

Einsatz in der Naturheilkunde

Schlehentonikum findet Einsatz zur Herz- und Kreislaufkräftigung und als Stärkungsmittel, im Alter oder nach Infektionskrankheiten (etwa das Schlehenelixier aus Wildfrüchten von Weleda, siehe auch Rezept unten). Es stärkt das Immunsystem und wirkt aktivierend. Am besten ein- bis zweimal täglich in warmem Wasser, Tee oder Milch aufgelöst trinken.

Schlehenblütentee, aber auch die Blätter finden zudem Anwendung als leichtes Abführmittel. Blüten und Früchte wirken adstringierend (zusammenziehend) sowie harn- und schweißtreibend. Auch sollen sie Fieber senken, Entzündungen hemmen den Stoffwechsel anregen, den Magen beruhigen und blutreinigend wirken. Als weitere Einsatzgebiete finden sich Verschleimung, Gicht und rheumatische Leiden. 

Rezept: Schlehentonikum zur Stärkung

Nach den ersten Nachtfrösten Früchte sammeln gehen. Da Schlehen für die Vögel im Winter eine wichtige Nahrungsquelle bieten, pflücken wir die Schlehen mit Augenmaß. Es sollten etwa so viele sein, dass der Bauch einer leeren Grappaflasche zu rund drei Vierteln gefüllt ist. Zu Hause die Schlehen kurz abbrausen und trocknen lassen. Dann den Inhalt einer Flasche Grappa vorübergehend in ein anderes Gefäß gießen, die Flasche mit Schlehenfrüchten auffüllen und den Grappa wieder hineingießen. Die Flasche verschließen und an einem dunklen Ort bei Zimmertemperatur einige Wochen stehen lassen. In sterilisierte Flaschen abfüllen und wiederum zumindest einige Monate nachreifen lassen.

Rezept: Mundspülung aus Beeren

Zutaten: 2 TL getrocknete Schlehen und 250 ml Wasser.
Zubereitung: Die Schlehen mit kochendem Wasser übergießen, dann 10 Minuten stehen lassen und abseihen. Abkühlen lassen. Mehrmals täglich damit gurgeln oder als Mundspülung verwenden. Dies wirkt unterstützend bei Zahnfleisch-, Mund- und Halsentzündungen. Mehr Informationen und Rezepte finden Sie in der NaturApotheke 01/20.

geschrieben von
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