Ahorn: Goldene Farbenpracht

Ahornbäume erstrahlen im Herbst in Gelb und Orange. (Bild: Pixabay)

Kinder zwicken sich seine Propellerfrüchte gern auf die Nase, in seinem Blätterdach tanzen die Lichter. Ein Farbtraum im Herbst ist der Ahorn seit alters her auch eine geschätzte Heilpflanze

Ahorne wachsen als sommergrüne Bäume oder Stäucher und sind vielerorts sehr beliebt. Sie können 150 bis 500 Jahre alt werden. Ihr Gattungsname Acer (spitz, scharf) geht auf das Indogermanische „ak“ (spitz) zurück und gelangte über das griechische „akrós“ ins Lateinische (acer). Im Althochdeutschen heißt er schon Ahorn, was sich auf die spitzen Blätter des Baumes bezieht. Plinius bezeichnete ihn als „Platanus gallica“. Bekannt war er unter anderem auch als Acher, Leinbaum, Maßholder, Urle oder Weißarle.

Wegen seines sehr hellen Holzes hieß er Weißbaum. Aus diesem feinporigen Holz fertigten Bauern schon vor 8000 Jahren Nutzgefäße. Bis heute verwenden Schreiner und Drechsler es gern, auch für Musikinstrumente (Geige, Laute, Zither, Flöte) und für hölzerne Küchenuntensilien eignet es sich gut.

Ahornsirup hat einen aromatischen, nussigen Geschmack.

Alle Ahornarten sind sehr saftreich, weshalb früher, besonders in Notzeiten, aus dem Bergahorn Zucker gewonnen wurde. Der Zuckerahorn (Acer saccharum) wird in Nordamerika intensiv für die Herstellung des feinen, nussigen Ahornsirups genutzt. Das sollten jedoch nur Experten tun, denn das Anbohren der Hölzer ist lediglich zu bestimmten Zeiten möglich und erfordert eine sehr sorgsame Vorgehensweise, damit der Baum nicht „verblutet“.

In Mitteleuropa sind der Bergahorn (Acer pseudoplatanus), der Spitzahorn (Acer platanoides) und der Feldahorn (Acer campestre) weit verbreitet. Letzeren findet man vielfach in Gärten. Beim Spitzahorn stehen die flügeligen Früchte in stumpfem Winkel bis waagrecht ab, beim Feldahorn nahezu waagrecht, beim Bergahorn in spitzem Winkel. Bergahornblätter enthalten anders als Spitz- und Feldahorne im Blattstiel keinen Milchsaft.

Botanik des Ahorn

Junge Ahorne wachsen sehr schnell und bis etwa 30 Meter hoch. Freistehend blühen sie ab einem Alter von 20 Jahren nahezu jedes Jahr und zumeist üppig. Ihre Sprosse verzweigen sich weit, was dem Baum die runde Form verleiht. Ihre Rinde ist zunächst eher hell und glatt, mit zunehmendem Alter wird sie dunkel und zerfurcht. Der Ahorn hat eiförmige, spitze Knospen mit ausgeprägter Endknospe und kleineren Seitenknospen. Seine kleinen, gelb-grünen Blüten formen sich zu Dolden und locken Insekten an. Die Blätter sind gegenständig, mit langem Stiel. Typisch für alle Ahorne ist ihre drei- bis fünfgliedrige, handförmig gelappte Form. Im Herbst verfärben sich die Laubblätter und erstrahlen in leuchtendem Gelb, Orange und Rot. Die Früchte (Samen) werden Ende September bis Oktober reif. Dann teilt sich die Spaltfrucht in zwei geflügelte, einsamige Teilfrüchte, die bis in den Winter noch lange am Baum bleiben können. Der Wind sorgt für die Verteilung der Propellerfliegerchen.

Ahorn in der Naturheilkunde

Das Wissen um die heilende Wirkung des Ahorn ist heute kaum mehr bekannt. In der Naturheilkunde fanden vor allem die Blätter des Ahorn, seine Zweige und sein Sirup Anwendung.Die alten Ägypter betrachteten ihn neben dem Wacholder als den heilkräftigsten Baum. Sowohl in der Antike als auch im Mittelalter wurde der Ahorn als kühlendes Mittel angewendet. Hildegard von Bingen empfahl seine Nutzung: „Der Ahorn ist kalt und trocken. Er versinnbildlicht etwas Aufgeschrecktes (…). Gegen tägliches Fieber hilft ein Bad in Wasser, in dem die Zweige des Baumes mit den Blättern gekocht sind, wenn man nach dem Bad jeweils den aus der Rinde ausgepressten Saft in Wein trinkt. Das Auflegen von am Feuer erwärmtem Ahornholz auf die erkrankten Stellen vertreibt die Gicht. (Physica, Liber III, de arboribus).

Wo immer am Körper krankhafte Hitze auftrat, konnte der Ahorn als kühlende Auflage angewendet werden, um die Hitze zu vermindern. Die Einsatzgebiete erstreckten sich dabei von Geschwüren, Entzündungen und Blutergüssen über Fieber bis hin zu geschwollenen Gliedmaßen, Muskelschmerzen und Krämpfen. Auch bei geschwollenen Augen (Ödemen) und Gerstenkörnern unterstützte der Ahorn. Dazu quetschte man die frischen Blätter etwas und legte sie danach auf die betroffenen Körperstellen. Oder die Blätter wurden vor dem Auflegen kurz in Wein gekocht oder in kochendem Wasser erweicht, um sie dann für die Wundheilung zu nutzen. Zu Johanni, also am 24. Juni, galt der Ahorn als besonders heilkräftig, sodass man an diesem Tag Ahornblätter erntete und anschließend trocknete. 

Ahornblätter

Die Blätter des Ahorn schmecken säuerlich herb. Beim Trocknen verliert sich das etwas. Da sie mit zunehmendem Alter derber und bitterer werden, ist es empfehlenswert, jüngere, hellgrüne, leicht zerreibbare Blätter des Spitzahorn zu bevorzugen. Die frischen, zarten, jungen Blätter sind im Frühling eine feine Beigabe aufs Brot, für Salatmischungen oder in der Suppe. Hierzu die Blätter klein schneiden und direkt vor dem Essen dazugeben. 

Ahornsamen

Im September sind die Früchte/Samen reif und man kann sie mit etwas Geduld aus den Flügeln herausschälen. Sie eignen sich etwa als Beigabe für Wildpflanzensalz.

TIPP Tun die Füße beim Wandern weh, ein paar Ahornblätter in die Socken legen.

Mehr Infos und Rezepte zum Ahorn lesen Sie in der NaturApotheke 03/2021 

geschrieben von
Mehr von Kerstin Möller

Zuversicht jetzt leben

Nichts ist so beständig wie der Wandel. Das erleben wir gerade in...
weiterlesen