Sonne tanken in der Wacholderheide

Natur entdecken im Altmühltal
Natur entdecken im Altmühltal (Bild: Dollnstein_GRW_Radler im Urdonautal (3))

Wie wäre es mit einem Kurzurlaub vor der Haustür? Oft finden sich ganz in unserer Nähe reizvolle Landschaftsbilder mit bemerkenswerter Flora. Dieses Mal führt uns ein Ausflug in die Wacholderheide mit ihren pflanzlichen Überlebenskünstlern

Dazu ersteigen wir einen abgeflachten Ausläufer der südlichen Frankenalb, eine im Mittel­alter gerodete Fläche mit Magerrasen. Die weithin sichtbaren, schmalen Na­delbaumsträucher der Wacholderhei­de erinnern an schlanke Gestalten und verleihen den Anhöhen einen charakteristischen, manchmal fast mediterranen Anblick. Durch die Sonneneinstrahlung erwärmt sich der Kalksteinboden am Berg auf Tempe­raturen bis über 50 Grad Celsius und verleitet zum Verweilen.

Auf diesem kargen Grund wachsen neben Wa­cholderbüschen und einzelnen Wild­rosen gelegentlich Schlehen und viele kleine Trockenkünstler. Da gedeihen trotz Sonne und Trockenheit viele kleine Thymianstaudenpolster, die bei Berührung ihren würzigen und zugleich mutmachenden Duft ver­strömen. Wir finden winzigen Ore­gano oder rosa blühende Gamander­arten. Wer sich hier im felsigen Magerrasen aufmerksam umsieht, entdeckt Tiere wie Eidechsen, ge­schützte Orchideen und Enzianarten. Heute interessieren uns Sonnenlieb­haber wie der Wacholder, und warum Königskerzenblüten kühl oder heiß zubereitet unterschiedlich wirken. Zudem finden wir heraus, was die Sil­berdistel mit dem Wetter zu tun hat und welche Blüten auf verborgene Wuzelschätze hinweisen.

Die ätherischen Öle des Wacholders beleben und erfrischen
Die ätherischen Öle des Wacholders beleben und erfrischen

Überlebenskünstler Wacholder

Wacholderbeeren enthalten desinfi­zierende, harntreibende und für die Entwässerung mitverantwortliche ätherische Öle und Harze, die ent­spannend wirken und auch die Durchblutung der Niere anregen. Wa­cholder wirkt durchspülend und ist hilfreich bei Steinbildung oder Infek­ten in der Blase. So kommt der Stoff­wechsel in Gang, was bei Arthrose und rheumatischen Erkrankungen oder Gicht entlasten kann. Enthaltene Gerb­- und Bitterstoffe fördern den Verdauungsprozess und die Beeren dienen uns bei Beschwerden wie Auf­stoßen, Sodbrennen oder Völlegefühl. Bitte nicht anwenden bei Nierenent­zündungen, Nierenschwäche oder während einer Schwangerschaft.

Unser Tipp: Wacholderbutter

Zutaten:
› 200 g Butter
› 9 Wacholderbeeren
› 1/2 Handvoll Gierschblättchen
› 1⁄4 TL Salz
› Pfeffer und Honig zum Abschmecken

Zubereitung:
1. Die Butter mit dem Salz schaumig rühren.
2. Die Wacholderbeeren fein mörsern und mit dem gewaschenen, abgetropften und gehackten Giersch vermischen.
3. Alles mit der Butter vermengen, mit Salz, Pfeffer und etwas Honig abschmecken.
4. Die Butter über Nacht im Kühlschrank durchziehen lassen.
Schmeckt gut auf frischem Krustenbrot oder zu Fleisch und Fisch.

Dieses und viele weitere Rezepte – nicht nur zum Wacholder –  lesen Sie in unserer Sommerausgabe NaturApotheke 3/22.

Gibt Ihre Sonnenkraft weiter: die Königskerze
Gibt Ihre Sonnenkraft weiter: die Königskerze

Sonnenhungrige Königskerzen

Neben Kartäusernelken und Schaf­garben gedeiht hier auch die Mehlige Königskerze (Verbascum lychnitis) mit hellen Blüten. Wie die Kleine oder Großblütige Königskerze favorisiert sie zum Keimen offenen Boden sowie sonnige und karge Lagen. Diese freigelegten Stellen entstehen etwa durch die Klauen der Schafe, die einmal im Jahr mit einem Schäfer über das gesamte Gelände ziehen und so eine Verbuschung des Geländes verhindern. Die zweijährig wachsen­den Königskerzen schützen ihre Blatt­rosette bereits im ersten Jahr mit ei­nem feinen Haarflaum vor zu viel Sonneneinstrahlung. Im zweiten Jahr schiebt sich der Blütenstand wie eine Kerze oder Fackel in die Höhe. Die Blüten aller Arten der Königskerze enthalten lindernde Schleimstoffe, die insbesondere bei kitzelndem Hus­ tenreiz helfen.

Natur entdecken im Altmühltal
Natur entdecken im Altmühltal

Unser Tipp: Historisches Altmühltal

Der Naturpark Altmühltal liegt in der Mittelgebirgslandschaft der Südlichen Frankenalb. Hier sehen wir im gemäßigten Bergland Trockenrasen, Karsthöhlen, Steinbrüche und große bewaldete Naturparkflächen. Etwas östlich von Sollnhofen zeugen am Höhenzug aufragende Dolomit-Felsen vom erdmittelalterlichen Jurameer, das vor etwa 140 bis 150 Millionen Jahren das Land bedeckte. Dazu passen die Fossilienfunde von taubengroßen Urvögeln wie dem Archaeopteryx, dem Raubsaurier (Juravenator starki) und vielen abgestorbenen Rieseninsekten und Pflanzen. Der Naturpark Altmühltal ist zum größten Teil Landschaftsschutzgebiet und lädt uns mit alten Ruinen, Burgen und verschiedenen Wanderrouten wie dem Altmühltal-Panoramaweg zum Erkunden ein.

geschrieben von
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