Wie wäre es mit einem Kurzurlaub vor der Haustür? Oft finden sich ganz in unserer Nähe reizvolle Landschaftsbilder mit bemerkenswerter Flora. Dieses Mal führt uns ein Ausflug in die Wacholderheide mit ihren pflanzlichen Überlebenskünstlern
Dazu ersteigen wir einen abgeflachten Ausläufer der südlichen Frankenalb, eine im Mittelalter gerodete Fläche mit Magerrasen. Die weithin sichtbaren, schmalen Nadelbaumsträucher der Wacholderheide erinnern an schlanke Gestalten und verleihen den Anhöhen einen charakteristischen, manchmal fast mediterranen Anblick. Durch die Sonneneinstrahlung erwärmt sich der Kalksteinboden am Berg auf Temperaturen bis über 50 Grad Celsius und verleitet zum Verweilen.
Auf diesem kargen Grund wachsen neben Wacholderbüschen und einzelnen Wildrosen gelegentlich Schlehen und viele kleine Trockenkünstler. Da gedeihen trotz Sonne und Trockenheit viele kleine Thymianstaudenpolster, die bei Berührung ihren würzigen und zugleich mutmachenden Duft verströmen. Wir finden winzigen Oregano oder rosa blühende Gamanderarten. Wer sich hier im felsigen Magerrasen aufmerksam umsieht, entdeckt Tiere wie Eidechsen, geschützte Orchideen und Enzianarten. Heute interessieren uns Sonnenliebhaber wie der Wacholder, und warum Königskerzenblüten kühl oder heiß zubereitet unterschiedlich wirken. Zudem finden wir heraus, was die Silberdistel mit dem Wetter zu tun hat und welche Blüten auf verborgene Wuzelschätze hinweisen.

Überlebenskünstler Wacholder
Wacholderbeeren enthalten desinfizierende, harntreibende und für die Entwässerung mitverantwortliche ätherische Öle und Harze, die entspannend wirken und auch die Durchblutung der Niere anregen. Wacholder wirkt durchspülend und ist hilfreich bei Steinbildung oder Infekten in der Blase. So kommt der Stoffwechsel in Gang, was bei Arthrose und rheumatischen Erkrankungen oder Gicht entlasten kann. Enthaltene Gerb- und Bitterstoffe fördern den Verdauungsprozess und die Beeren dienen uns bei Beschwerden wie Aufstoßen, Sodbrennen oder Völlegefühl. Bitte nicht anwenden bei Nierenentzündungen, Nierenschwäche oder während einer Schwangerschaft.
Unser Tipp: Wacholderbutter
Zutaten:
› 200 g Butter
› 9 Wacholderbeeren
› 1/2 Handvoll Gierschblättchen
› 1⁄4 TL Salz
› Pfeffer und Honig zum Abschmecken
Zubereitung:
1. Die Butter mit dem Salz schaumig rühren.
2. Die Wacholderbeeren fein mörsern und mit dem gewaschenen, abgetropften und gehackten Giersch vermischen.
3. Alles mit der Butter vermengen, mit Salz, Pfeffer und etwas Honig abschmecken.
4. Die Butter über Nacht im Kühlschrank durchziehen lassen.
Schmeckt gut auf frischem Krustenbrot oder zu Fleisch und Fisch.
Dieses und viele weitere Rezepte – nicht nur zum Wacholder – lesen Sie in unserer Sommerausgabe NaturApotheke 3/22.

Sonnenhungrige Königskerzen
Neben Kartäusernelken und Schafgarben gedeiht hier auch die Mehlige Königskerze (Verbascum lychnitis) mit hellen Blüten. Wie die Kleine oder Großblütige Königskerze favorisiert sie zum Keimen offenen Boden sowie sonnige und karge Lagen. Diese freigelegten Stellen entstehen etwa durch die Klauen der Schafe, die einmal im Jahr mit einem Schäfer über das gesamte Gelände ziehen und so eine Verbuschung des Geländes verhindern. Die zweijährig wachsenden Königskerzen schützen ihre Blattrosette bereits im ersten Jahr mit einem feinen Haarflaum vor zu viel Sonneneinstrahlung. Im zweiten Jahr schiebt sich der Blütenstand wie eine Kerze oder Fackel in die Höhe. Die Blüten aller Arten der Königskerze enthalten lindernde Schleimstoffe, die insbesondere bei kitzelndem Hus tenreiz helfen.

Unser Tipp: Historisches Altmühltal
Der Naturpark Altmühltal liegt in der Mittelgebirgslandschaft der Südlichen Frankenalb. Hier sehen wir im gemäßigten Bergland Trockenrasen, Karsthöhlen, Steinbrüche und große bewaldete Naturparkflächen. Etwas östlich von Sollnhofen zeugen am Höhenzug aufragende Dolomit-Felsen vom erdmittelalterlichen Jurameer, das vor etwa 140 bis 150 Millionen Jahren das Land bedeckte. Dazu passen die Fossilienfunde von taubengroßen Urvögeln wie dem Archaeopteryx, dem Raubsaurier (Juravenator starki) und vielen abgestorbenen Rieseninsekten und Pflanzen. Der Naturpark Altmühltal ist zum größten Teil Landschaftsschutzgebiet und lädt uns mit alten Ruinen, Burgen und verschiedenen Wanderrouten wie dem Altmühltal-Panoramaweg zum Erkunden ein.