Willkommen bei den Alpakas

Willkommen bei den Esser-Alpakas
Willkommen bei den Esser-Alpakas (Bild: Bettina Buschbeck)

Warum bloß wollen plötzlich alle mit Alpakas wandern? Bei den Osser-Alpakas von Petra und Andreas Warstatt im Bayerischen Wald ist die Frage schnell beantwortet. 

Alpakas boomen. Für Wolle, zur Zucht und um Wanderungen mit ihnen anzubieten, wie das auch meine Freundin Petra macht, bei der ich zu Besuch bin. Petra und ihr Mann An- dreas zogen vor fünf Jahren mit Hund und Katzen weg von Lärm, Hektik und enger Nachbarschaft aus der Stadt in den Bayerischen Wald, in ein Bauernhaus am Waldrand außerhalb des nächsten Dorfes, zehn Kilometer vor der Grenze nach Tschechien.

Entschleunigung auf vier Beinen: Alpakas
Entschleunigung auf vier Beinen: Alpakas

„Mit unserem Entschluss, hier ans ,Ende der Welt‘ zu gehen, wo ich doch recht auf mich alleine gestellt bin, war mir klar, ich möchte Tiere haben. Die Entscheidung zugunsten der Alpis fiel schnell. Ich wollte Tiere, die nie zum Schlachter müssen, die ich zu meiner Freude halten kann. Alpakas sind nicht nur hübsch, sie sind sanft und leise, und sie pflegen einen ganz nahen Umgang mit mir. Sie sind wie Freunde.“

Osser-Alpakas
Osser-Alpakas

Seit Petra vor drei Jahren die ersten Tiere kaufte, kamen immer mehr dazu. Sechs Tiere sind schon bei ihr geboren. „Wenn man sieht, wie die Mütter ihre Kinder ganz allein auf die Welt bringen, überhaupt keine Hilfe benötigen, da bekommt man schon Demut vor dem Wunder der Natur.“ Und so strecken heute 15 weiße, graue und braune Alpakas unter den großen Obstbäumen ihre langen Hälse ins Gras und wuschelige Babys springen in Bocksprüngen um ihre Mütter herum.

„Es ist für mich immer noch wie ein Traum, wenn ich morgens aus dem Fenster schaue und sie im Garten vorbeiziehen sehe…“

Alpakas fressen ständig. In jeder Lebenslage. Und eben auch jetzt, auf einer saftigen Wiese zwei Kilometer von der heimischen Weide entfernt, während einer „Alpaka-Wanderung“. Petra bietet die etwa zweistündigen Spaziergänge jedes Wochenende und während der Ferienzeit auch werktags an, und seit Corona ist sie ständig ausgebucht. Bei strahlendem Wetter marschiert unsere Gruppe über Felder und Wiesen.

Beim Wandern mit Alpakas gleicht sich der Herzschlag an die ruhigen Tiere an
Beim Wandern mit Alpakas gleicht sich der Herzschlag an die ruhigen Tiere an

Alpakas sind Wiederkäuer und dazu laut Petra in Wirklichkeit verkleidete Esel. Stur bis zum Gehtnichtmehr, da nützt kein Ziehen an der Leine und kein gutes Zureden. Weil Coco sich kurz darauf in einer Regenpfütze wälzen muss, Fee Hunger hat und Lopo auch, aber nicht gleichzeitig mit Fee, sondern fünf Minuten später, kommen wir nur langsam voran.

Weltmeister im Schnuten ziehen: Alpakas
Weltmeister im Schnuten ziehen: Alpakas

Aber keiner reagiert genervt – im Gegenteil. Amüsiert und erstaunt passen sich Erwachsene und Kinder dem Rhythmus ihrer Tiere an, die Stimmung ist gut, und die Landschaft wunderbar. Angst, sagt Petra, hatte noch nie jemand, dazu sind die zierlichen Alpakas viel zu friedlich und lustig, ziehen unglaubliche Schnuten und verzaubern einen mit ihrem aufmerksamen, tiefgründigen Blick.

Alpakas sind geduldig und kinderfreundlich
Alpakas sind geduldig und kinderfreundlich

Und sollte einem Kind die Leine doch einmal durch die Finger rutschen, macht das auch nichts, denn die Tiere verlassen die Herde nie. Nach Fresspause und Aufholgalopp laufen sie einfach weiter mit.

Petra beobachtet immer wieder, wie entspannt und fröhlich die Menschen nach einer Wanderung sind. Wie ihren Besuchern geht es ihr auch selbst. „Ich bin durch den Umgang mit den Tieren so viel ruhiger und positiver geworden. Wenn man ihre Angewohnheiten kennt, reagiert man automatisch mit Gelassenheit und die Tiere geben mir ihr Vertrauen zurück.“

Die Osser-Alpakas von Petra und Andreas Warstatt
Die Osser-Alpakas von Petra und Andreas Warstatt

Entschleunigung ist ein viel beanspruchtes Wort dieser Tage, aber sich auf den friedlich selbstbestimmten Lebensrhythmus dieser Tiere einzulassen, hat tatsächlich eine beinahe meditative Wirkung. Und eine fröhliche dazu.

Therapeutische Wirkung

Die therapeutische Wirkung einer Wanderung mit Alpakas wurde mehrfach wissenschaftlich bestätigt. Ihre sanfte Art erleichtert es auch Menschen mit Traumata, Ängsten, Kontaktstörungen oder Autismus, Vertrauen zu fassen. Bei einer Wanderung gleicht sich oft der Puls des Menschen dem des Alpakas an. Solche Spaziergänge können sogar einem Burnout vorbeugen – und werden deshalb bei tiergestützten Therapien gegen Depression eingesetzt.

Mehr über die Oster-Alpakas lesen Sie in NaturApotheke 1/22 und unter www.osser-alpakas.de

 

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